"Die wachsende Literaturflut zum Thema 'Globalisierung' ist kaum noch
zu überblicken. Darunter befinden sich jedoch nur wenige Titel zu den
Auswirkungen des Globalisierungsprozesses auf die politische Bildung"
[2], so schreiben die Herausgeber des Sammelbandes
"Politische Bildung und Globalisierung", die versuchen, eben diese
Lücke zu schließen.
Hinzu kommt, so Wolfgang Sander in einem den Sammelband einleitenden
Aufsatz zum geschichtlichen Hintergrund der politischen Bildung, dass
Globalisierung "in der politischen Bildung überwiegend als ein
Problemfeld wahrgenommen [wird], mit dem man sich kritisch
auseinanderzusetzen habe. Kaum gesehen wird dagegen, dass
Globalisierung die politische Bildung zunächst mit der Notwendigkeit
konfrontiert, sich selbst zu internationalisieren, den Käfig der
nationalen Kulturen, in denen sie entstanden ist, zu öffnen und den
Anschluss an den in den Wissenschaften üblichen Grad an
Internationalisierung zu finden." [3]
Dem ist zuzustimmen, doch wird dieser Diskussionsstrang im Rahmen der
vorliegenden Arbeit - zumindest was mögliche institutionelle oder
bildungspolitische Änderungen betrifft - nicht weiter verfolgt, da es hier um Probleme und
Lösungsansätze bei der Vermittlung von Globalisierung als komplexem
Thema geht. Hierzu diskutiert der Sammelband zwei Ansätze:
-
Globales Lernen:
Ansätze des Globalen Lernens nehmen für sich in Anspruch, eine
pädagogische Antwort auf die Globalisierung zu bieten. Vernetztes,
ganzheitliches und interkulturelles Lernen sind wichtige Stichworte
... [... mehr]
-
Ökologisches und
solidarisches Lernen: In dieser Sicht geht es darum,
Globalisierung als verschleiernden Kampfbegriff des Neoliberalismus
zu entlarven, dem die politische Bildung durch Aufklärung und
Aufzeigen von Alternativen entgegenwirken muss ... [... mehr]
Zusammenfassung der
Erkenntnisse
Angesichts der Umstrittenheit von Globalisierung kann nicht
überraschen, dass die Thematik zu einer einseitigen Ausrichtung
verführt. Dies wird exemplarisch an dem Ansatz "Solidarisches
Lernen" deutlich, gilt aber teilweise auch für Konzeptionen im
Rahmen des "Globalen Lernens" und der "Bildung für nachhaltige
Entwicklung".
Zum
gleichen
Ergebnis kommt auch die Betrachtung des
politikdidaktischen Forschungsstands hinsichtlich der
EU-Vermittlung (»
zum
entsprechenden Abschnitt). Bei beiden Themen ist mithin auf die
grundlegenden didaktischen Prinzipien Überwältigungsverbot und
Kontroversität zu achten, die an anderer
Stelle vorgestellt werden (»
didaktische Prinzipien).
Diese Tatsache spiegelt auch die zentrale Erkenntnis des
Abschnitts über die Vermittlungsprobleme beim Thema Globalisierung
wider, dass nämlich die Unklarheit des Begriffs und seine ausgeprägte
rhetorische Dimension in Rechnung gestellt werden müssen (»
Vermittlungsprobleme).
Was "Globales Lernen" betrifft, so steht ambitionierten
Zielvorstellungen (bislang) kein erkennbares, klar strukturiertes
Konzept gegenüber. Fraglich ist sogar, ob trotz einer außerordentlich
breiten Themenpalette der politische Kern von "Globalisierung"
überhaupt in den Blick kommt. Häufig wird darunter auch ein
Allgemeinbildungs-Konzept verstanden, wie die folgende Tabelle zeigt.
[4]
Die 4
"W-Fragen" des Globalen Lernens |
Was? |
Globales
Lernen ist ein offenes Konzept zeitgemäßer und
zukunftsorientierter Allgemeinbildung. |
Warum? |
Weil die
Herausforderungen der Globalisierung neue Anforderungen an die
Bildung stellen, die durch das herkömmliche Bildungsangebot
nicht erfüllt werden. |
Wozu? |
Zur
Förderung mündiger, verantwortungsbewusster, lernfähiger und
mitgestaltungsfähiger WeltbürgerInnen. |
Wie? |
Durch
ganzheitliche, interdisziplinäre, partizipatorische und
handlungsorientierte Lernmethoden. |
Feedback: Für diesen wie für alle anderen Teile der Arbeit
gilt, dass ich mich über Kritik und Anregungen freue und im Sinne
einer Diskussion und Weiterentwicklung der hier präsentierten Thesen
darauf angewiesen bin. Dafür steht ein Formular zur Verfügung:
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Anmerkungen:
[1] |
KLAUS ROTHE, Aufgabenfelder; in:
Wolfgang W. Mickel (Hg.), Handbuch zur politischen Bildung,
Bundeszentrale für politische Bildung Schriftenreihe Band 358,
Bonn 1999, S. 97.
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|
[2] |
CHRISTOPH BUTTERWEGGE/GUDRUN
HENTGES, Einleitung; in: dies. (Hg.), Politische Bildung und
Globalisierung, Opladen 2002, S. 7.
Eine Übersicht über die (wenigen) Titel zum Thema findet sich im
Rahmen des Literaturverzeichnisses:
»
Literatur zum Thema "Globalisierung und
politische Bildung"
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|
[3] |
WOLFGANG SANDER, Von der
Volksbelehrung zur modernen Profession. Zur Geschichte der
politischen Bildung zwischen Ideologie und Wissenschaft; in:
Christoph Butterwegge/Gudrun Hentges, (Hg.), Politische Bildung
und Globalisierung, Opladen 2002, S. 23.
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|
[4] |
entnommen aus: NEDA FORGHANI-ARANI,
Globales Lernen. Was? Warum? Wozu? Wie?; in: Forum Politische
Bildung (Hg.), Globales Lernen - Politische Bildung. Beiträge zu
einer nachhaltigen Entwicklung, Informationen zur Politischen
Bildung Bd. 23, Innsbruck u.a. 2005, S. 9.
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